Stefanie Giesinger verrät im Interview, weshalb sie ein Faible für Aliens hat, was hinter ihrem ausgefallenem Farbkonzept steckt – und warum sie in Zukunft ganz ohne Farbe leben möchte.
„Relax My Eyes“ – so würde Stefanie Giesinger ihren Einrichtungsstil mit einem Songtitel beschreiben. In ihrer 100-Quadratmeter-Wohnung in Berlin, die versteckt in einem Altbau-Hinterhof liegt, kann man diesen Satz hervorragend nachvollziehen. Hat man einmal die im Herbst besonders tristen Straßen Berlins hinter sich gelassen, betritt man einen Ort voller Farbe und extraterrestrischen Objekten. Mit ausgefallenen Interior-Pieces wie einem Alien-Stuhl und passgenauen Möbeln hat sich das Model ihr ganz eigenes entspanntes Universum geschaffen.
Stefanie Giesinger, die in Kaiserslautern aufgewachsen ist, reist für ihren Job um die Welt. Sie verbringt viel Zeit in London und Paris, entschied sich aber für ein Zuhause in Berlin. Die Einflüsse der Metropolen meint man auch in ihrer Wohnung zu erkennen – etwa im Ankleidezimmer, wo sie sich mit Wandfarben wie Bottega-Grün und Prada-Blau spielerisch auf die Welt der Mode bezieht. Vor Kurzem wurde Stefanie Giesinger vom Magazin GLAMOUR beim „Women of the Year Award“ 2023 als „Trailblazer“ ausgezeichnet, privat arbeitet sie an einem Podcast, in dem sie sich mit Gästen über gesellschaftlich relevante Themen austauschen möchte. Wir haben sie in ihrer kunterbunten Wohnung in Berlin besucht und mit ihr über ihr Zuhause gesprochen.
So wohnt Stefanie Giesinger in Berlin
AD: Du hast die Wohnung 2022 entdeckt. Was war damals dein erster Eindruck?
Stefanie Giesinger: Als ich in die Wohnung betreten habe, habe ich schnell gemerkt: Das ist sie. Das ist meine Wohnung, mein Nest. Ich würde mir wünschen, dass ich diese Wohnung für immer behalten kann.
Was waren für dich die wichtigsten Kriterien bei der Wohnungssuche?
Die Wohnungssuche hat sich irgendwie ein bisschen angefühlt wie dating. Ich hatte zwar eine genaue Vorstellungen von Kriterien wie meiner Lieblingslage, viel Platz für meine Klamotten (lacht), ein großes Schlafzimmer mit einem Masterbad und ein getrenntes Gästebad. Ich habe mir auch eine offene Wohnküche gewünscht, um mit meinen Freund:innen gemeinsam zu kochen. Aber am Ende war aber dann die richtige Energie ausschlaggebend, die habe ich auch sofort bei der ersten Besichtigung gespürt habe.
Gab es eine Problemecke, als du dir die Wohnung angeschaut hast?
Ich fand es schade, dass ich kein Zimmer für Gäste habe. Aber sonst nichts.
Wann bist du eingezogen?
Ich habe die Wohnung letztes Jahr im Juni gekauft. Ich bin dann auch direkt eingezogen und habe erst mal auf einer Matratze geschlafen. So konnte ich ein Gefühl für die Räumlichkeiten entwickeln. Erst als ich ein Gespür für die Wohnung hatte, habe ich mit dem Umbau begonnen.
Du hast mit dem Design-Duo Annewand zusammengearbeitet. Wobei haben sie dich unterstützt?
Eigentlich sind wir durch die Räumlichkeiten gelaufen, und ich habe meine Traumwohnung beschrieben. Im Wohnzimmer sollte eine große Couch hin, die habe ich nachträglich sogar noch mal vergrößern lassen, weil sie mir zu klein war. Ich wollte unbedingt ein Bücherregal darüber und einen Esstisch, an dem ich genug Platz habe zum Malen. Von Annewand kam dann die Idee mit der Erhöhung am Ende des Esstisches, damit ich mir da meinen Matcha machen kann. Sie haben sich auch den verlängerten Tisch bei der Couch einfallen lassen, auf dem mein Plattenspieler steht. Im Grunde habe ich meine Vision geäußert, und Annewand haben mich dabei unterstützt, sie umzusetzen.
Es fällt auf, dass es in jedem Raum ein unterschiedliches Farbkonzept gibt. Was steckt dahinter?
Ich habe schon immer gemerkt, dass Farben einen starken Einfluss auf mein Wohlbefinden haben. Und wir haben ja schon bei der Gestaltung meines Office zu Farbe gegriffen – das war schon erst mal ein großer Schritt. Ich habe mir damals aber schon gedacht, falls es mir gefällt, würde ich mich auch trauen, das zu Hause auszuprobieren. So war es dann auch, für die Wohnung habe ich dann einfach mal geschaut, welche Farben etwas Gutes in mir auslösen. So etwa haben wir die Farben ausgesucht. Überhaupt haben wir darauf geachtet, dass trotz der vielen Farbe eine gewisse Ruhe in der Wohnung entsteht.
Wir sind ja gerade im Ankleidezimmer. Hier ist farblich einiges los – wie seid ihr vorgegangen?
Hier finden wir das spezifische Bottega-Grün und Prada-Blau, das man von den Verpackungsboxen kennt. Das klingt erstmal oberflächlich, aber diese Farben
harmonieren ziemlich gut. Sie regen meine Energie an und schenken mir Kreativität. Wir wollten dem Raum mithilfe von zwei Farben Struktur geben – also zwei Räume in einem schaffen. Im blauen Bereich hängt meine Garderobe offen, und im grünen sind eher geschlossene Schränke und auch ein Kubus mit Stauraum und Sitzmöglichkeit. Der Kubus kam nachträglich dazu, der ist super, wenn ich Kleider aussuche und eine Freundin zu Besuch ist – so kann sie da entspannt sitzen, und wir machen das zusammen.
Wolken-Bett, Klavier und Space-Age: Das macht Stefanie Giesingers Wohnung aus
Dein Bett fällt einem sofort ins Auge, es sieht aus wie eine Wolke. Wo hast du es gefunden?
Mein Bett habe ich auf einer Instagram-Seite gesehen, die 80er-Jahre-Moods postet. Das habe ich dann von einem Tischler nachbauen lassen.
Was war hier im Schlafzimmer die Idee für die Farbauswahl?
Als ich eingezogen bin, war das Schlafzimmer in einem gedeckten Grün gestrichen, fast schon gräulich. Ich habe dann angefangen, dort zu schlafen, und gemerkt, dass ich die Farbe mag. Damit es aber in das ganze Farbkonzept passt, haben wir uns für ein etwas poppigeres Grün entschieden. Trotzdem soll mich die Farbe hier eher erden. Die Decke ist weiß, aber mit einem bläulichen Unterton. Das Grün zieht sich auch in mein Hauptbad, und wenn ich da abends Kerzen brennen habe, bade und mich bettfertig mache, komme ich schon total runter. Für mich ist das Schlafzimmer wirklich eine Ruheoase.
Im Schlafzimmer steht auch ein Klavier. Spielst du regelmäßig?
Ich fange immer mal wieder damit an. Und dann bin ich unterwegs und fange wieder von null an. Also bin ich immer noch grottenschlecht. Wenn ich jetzt aber mal ein paar Monate in Berlin bin, möchte ich das auf jeden Fall wieder in Angriff nehmen! Ein kleiner Wunschgedanke von mir ist, mich zwischen den Jahren in meiner Wohnung einzusperren und nur zu stricken, zu malen und Klavier zu spielen.
Das Blau aus dem Vorhang im Schlafzimmer findet sich auch wieder in den Fronten deiner Küche – kochst du oft und gerne?
Ich bin viel unterwegs, und deswegen ist es schwer, einzukaufen und zu planen, weil die Sachen dann oft schlecht werden. Deswegen gehe ich gerne aus zum Essen. Aber wenn ich mal koche, macht mir es Spaß, vor allem gemeinsam mit Freund:innen. Ob ich gut darin bin? I don’t know.
Du kommst nach einem anstrengenden Produktionstag nach Hause – hast du ein Ritual?
Ich ziehe mir etwas Bequemes an und mache Kerzen an. Und meistens male ich, das hilft mir, die vielen Eindrücke zu verarbeiten.
Du bist ja durch deinen Job sehr viel unterwegs. Wie hat sich das auf die Gestaltung deines Zuhauses ausgewirkt?
Ich habe so gut wie gar nichts in der Wohnung, was mich an meinen Job erinnert. Also das ist wirklich strikt getrennt. Ich habe mir meinen privaten Raum kreiert und achte auch stark darauf, wer hier hereinkommt. Ich habe auch so eine kleine spirituelle Ader, ich räuchere die Wohnung regelmäßig, damit alles clean bleibt.
Guter Punkt, das Zuhause ist ja etwas sehr Intimes. Wie ist es für dich, das mit der Öffentlichkeit zu teilen?
Ich habe, glaube ich, einen Stil, den nicht alle Leute mögen, aber nach langem Nachdenken bin ich zu dem Schluss gekommen, dass es auch nicht allen Menschen gefallen muss. Das bin einfach ich, ungefiltert in meinem Zuhause, und ich bin stolz, weil ich viel Zeit investiert habe und es genauso geworden ist, wie ich es mir vorgestellt habe. Aber ich bereite mich gedanklich schon darauf vor, dass es polarisieren kann!
Wie würdest du deine Wohnung und deinen Einrichtungsstil beschreiben?
Space Age. Und sehr bunt.
Wie hat sich diese Schwäche für das Space Age auf die Auswahl deiner Möbel ausgewirkt? Wie bist du vorgegangen?
Die Einrichtung ist stetig gewachsen, es war ein Prozess. Den Discospiegel habe ich mal für ein Shooting-Set ausgesucht, da ich mich da immer ganz gerne einbringe, und ihn mir dann nachbauen lassen. Der verchromte Alien-Stuhl, von meinen Freunden von Sucuk und
Bratwurst, kam erst vor Kurzem dazu. Ich liebe Aliens, deswegen hat der mir so gut gefallen. Ich fühle mich irgendwie schon mein ganzes Leben, als wäre ich nicht von dieser Welt. Früher war ich wegen meiner Krankheit sehr schlank, und meine Freund:innen haben dann oft gesagt, ich sehe aus wie ein Alien. Die Esszimmer-Stühle haben wir online auf Kleinanzeigen gefunden, die waren ursprünglich weiß, wir haben sie dann neu lackiert und gepolstert. Die passen auch gut zu dem Space-Age-Look.
Es ist auffällig, dass deine Möbel perfekt in die Wohnung passen, also dass du viele maßgefertigte Objekte hast – aus welchem Grund war dir das wichtig?
Da diese Wohnung meine erste Eigentumswohnung ist, wollte ich, dass alles passend ist. Deswegen habe ich fast alles vom Schreiner machen lassen. Damit wirklich alles exakt in die Wohnung passt.
Gibt es irgendein Stück, das du schon seit Jahren hast?
Nein, tatsächlich nicht. Ich wollte für diesen Lebensabschnitt wirklich alles neu gestalten und nichts aus der Vergangenheit mitschleppen.
Im Flur ist eine Nische mit einer Skulptur. Was hat dich bei der Kunst- und Farbauswahl inspiriert?
Die Nische war schon da, als ich eingezogen bin. Das Schachbrettmuster kam dann danach, denn ich liebe Schachbrettmuster! Maximilian Rödel hat mir einige Kunstwerk vorbeigebracht, eines davon hängt nun gegenüber von meinem Bett hängt, und seine Frau Lisa Tiemann war dabei. Sie macht diese Figuren, und wir sind ins Gespräch gekommen. Ihre Skulptur wurde dann das erste Kunstwerk in meiner Wohnung, und hat die Farbwelt für die restliche Kunst in der Ecke vorgegeben. Rechts davon hängt ein Gemälde von der Künstlerin Pepi Erdbories, mit der Aufschrift „I can‘t resist the deepness of your soul“. Ihre Kunst erinnert mich an die Menschen in meinem Umfeld, die mir so nahe stehen, dass ich das Gefühl habe, wir sind Seelenverwandte.
Als Kind hat man meistens eine Vorstellung, wie die Traumwohnung aussehen soll. Kommt diese Wohnung dem nahe?
Ich habe immer noch eine Traumvorstellung von einem Zuhause – down to earth mit Garten und am Wasser! Mit meiner zukünftigen Familie möchte ich gerne in einem großen hellen Haus leben – ohne Farben (lacht). Wenn ich an dieses zukünftige Haus denke, sehe ich etwas, das neutral ist, damit sich jeder irgendwie entfalten kann. Sonst zwängt man seinen Geschmack, seinen Stil den anderen auf. Aber hier in dieser Wohnung, das bin ich!
Welche Projekte begeistern dich gerade?
Ich arbeite gerade an einem Podcast. Da möchte ich gerne über unterschiedliche Themen sprechen, die Menschen in ihren twenty-/thritysomethings beschäftigen. Über banale Themen wie Dating und Finanzen, aber auch über feministische Inhalte. Also eigentlich über alles, worüber man mit seinen Freund:innen spricht. Die erste Folge wird sich um das Thema „offene Beziehung“ drehen, darüber werde ich mit der Sängerin Mogli sprechen.
Produktion: Thomas Skroch
Author: Luke Robinson
Last Updated: 1703445962
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